Einen gemeinsamen „Aufruf an die Dortmunder Jugend“ haben am Dienstag, 7. November, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Dortmund sowie der Juden, Christen und Muslime in Dortmund unterzeichnet. Vor dem Hintergrund teilweise radikaler pro-palästinensischer Demonstrationen rufen sie darin besonders junge Menschen dazu auf: „Bleibt weiterhin friedlich. Seid offen. Hört der anderen Seite zu. Lasst euch nicht vom Hass der Extremisten anstecken. Haltet zusammen, dann gehört euch die Zukunft, und sie wird friedlicher und besser für alle sein.“

Unterzeichnet wurde der gemeinsame Aufruf von Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal, Ahmad Aweimer, Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden Dortmund, Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov von der Jüdischen Kultus-Gemeinde, Superintendentin Heike Proske, Evangelischer Kirchenkreis Dortmund und Propst Andreas Coersmeier, Katholische Stadtkirche Dortmund.

Zum Text des gemeinsamen Aufrufs (Link).

In einzelnen Statements führten die Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften ihre Appelle noch weiter aus. Superintendentin Heike Proske und Propst Andreas Coersmeier verlasen dabei ein gemeinsames Statement der Evangelischen und Katholischen Kirche in Dortmund:

Es gibt kein kein „Ja, aber“

„Es liegt außerhalb unserer Vorstellungskraft, wie sich das anfühlt und was das bedeutet, was am 7. Oktober geschehen ist.“ Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland stellte diese Worte an den Anfang ihrer Rede bei einer Kundgebung am 22. Oktober in Berlin. Als Katholische und Evangelische Kirche in Dortmund haben wir der jüdischen Kultusgemeinde unsere Anteilnahme nach dem barbarischen Angriff der Hamas auf Israel auf unterschiedlichen Wegen ausgedrückt und wiederholen dies heute mit Nachdruck. Wir sind solidarisch mit Israel.

Wir sind solidarisch mit Jüdinnen und Juden hier bei uns in Dortmund. Und es beschämt uns, wenn wir in Gesprächen erfahren, dass Jüdinnen und Juden in Dortmund sich fast 80 Jahre nach dem Holocaust bei uns nicht mehr sicher fühlen und in Angst leben. Als Christinnen, Christen und Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft sind wir jetzt gefordert, gemeinsam gegen jegliche Form des Antisemitismus einzutreten. Dazu zählt auch, dass wir einer rhetorischen Schuldumkehr in den aktuellen Debatten und Demonstrationen deutlich widersprechen. Es gibt aus unserer Sicht kein „Ja, aber“. Es war und ist das Ziel der terroristischen Hamas, Friedensabkommen in Nahost zu torpedieren und genau diesen Krieg herbeizuführen, unter dem die Menschen in Israel und Gaza nun auf unvorstellbar schreckliche Weise leiden.

Wir als Dortmunderinnen und Dortmunder, als jüdische, christliche und muslimische Menschen stehen in bewährter Weise zusammen und treten Hass und Gewalt in unserer Stadt wie auch in unseren eigenen Gemeinden nachhaltig entgegen. Es darf keinen Raum geben für Antisemitismus und Israelhass, ebenso wenig für Islamfeindlichkeit. Kriegstreiber versuchen fast immer, Konflikte religiös aufzuladen und so weiteren Unfrieden in Gesellschaften und zwischen den Religionen zu stiften. Dagegen verwehren wir uns als gläubige Menschen mit Worten und mit unserem Handeln, wie wir es seit langem im vertrauensvollen interreligiösen Dialog in unserer Stadt tun. Unsere Religionen wollen Frieden. Er ist das höchste Ziel – weltweit und bei uns in Dortmund. Deshalb können wir als religiöse Menschen Zeichen setzen für Frieden und Toleranz im Gebet und im praktischen Tun.

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Unterzeichneten einen gemeinsamen „Aufruf an die Dortmunder Jugend“ gegen Extremismus und Hass und für ein friedliches Miteinander der Religionen in Dortmund (v.l.): Superintendentin Heike Proske, Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov, Ahmad Aweimer, Oberbürgermeister Thomas Westphal und Propst Andreas Coersmeier. Foto: Michael Bodin / Kath. Pressestelle
Unterzeichneten einen gemeinsamen „Aufruf an die Dortmunder Jugend“ gegen Extremismus und Hass und für ein friedliches Miteinander der Religionen in Dortmund (v.l.): Superintendentin Heike Proske, Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov, Ahmad Aweimer, Oberbürgermeister Thomas Westphal und Propst Andreas Coersmeier. Foto: Michael Bodin / Kath. Pressestelle